Weihnachten in Neuseeland – Unsere ganz persönliche Erfahrung

Weihnachten in Neuseeland war für uns eine ganz spezielle Erfahrung. Als Familie, die die Adventszeit und weihnachtlichen Traditionen liebt, war es ein ungewöhnlicher Kontrast, diese Zeit plötzlich im Hochsommer zu erleben. Während wir normalerweise in Deutschland kuschelig eingehüllt bei Kerzenschein und Plätzchenduft die Vorweihnachtszeit genießen, fanden wir uns plötzlich bei 30 Grad und Sonnenschein wieder – mitten in den Sommerferien. Trotz all unserer Bemühungen, den Advent auch in Neuseeland aufkommen zu lassen, war es eine Herausforderung – und doch hatten wir am Ende ein wunderschönes und unvergessliches Fest.

Adventsstimmung im Hochsommer?

Die typischen winterlichen Gefühle, die wir aus Deutschland kennen, wollten sich in der Adventszeit in Neuseeland nicht so recht einstellen. Es war warm, es gab Barbecues und sommerliche Aktivitäten – Weihnachtsstimmung? Fehlanzeige. Wir haben wirklich alles versucht: Weihnachtsdekorationen, Plätzchenbacken, und sogar unser Wichtel Tomte reiste mit uns im Camper durch das Land. Doch vieles, was für uns den Advent ausmacht, war schwer zu finden. Vor allem die kleinen Dinge, wie das gemütliche Adventshopping oder ein schöner Weihnachtsmarkt, haben uns gefehlt. In Christchurch war die Stadt zwar festlich dekoriert, aber es gab kaum weihnachtliche dekorative Artikel zu kaufen. Das hat uns doch ein bisschen enttäuscht denn wir wollten ja wenigstens ein bisschen Adventsstimmung einziehen lassen.

Während deutsche Weihnachtsmärkte für Glühwein, gebrannte Mandeln und bunte Lichter bekannt sind, gibt es in Neuseeland keine solche Tradition. Dennoch findet man festliche Märkte, auf denen lokales Kunsthandwerk, Lebensmittel und Sommerfrüchte angeboten werden. Der größte Unterschied ist die Atmosphäre: statt eingepackt in Mäntel und Schals durch verschneite Gassen zu schlendern, genießt man in Neuseeland die Sommersonne und stöbert durch die Stände. Für uns fühlte es sich ungewohnt an, brachte aber eine erfrischende Leichtigkeit mit sich.

Mere KirihimeteMerry Christmas

Wichtel Tomte und Plätzchen im Kühlschrank

Ein kleiner Retter für unsere Weihnachtsstimmung war unser Wichtel Tomte. Unsere ältere Tochter (8) glaubte noch fest an ihn, was uns wirklich viele schöne Momente bescherte. Unser Tomte reiste mit uns durch Neuseeland (er machte doch tatsächlich gerade Urlaub) und brachte unsere schöne vertraute Tradition ans andere Ende der Welt. Für unsere Kinder hatten wir uns sogar etwas ganz Besonderes einfallen lassen: Ihre engsten und liebsten Freunde haben einen Adventskalender zusammengestellt. Eine sehr gute Freundin meiner älteren Tochter schenkte ihnen zum Beispiel eine wunderschöne Adventsgeschichte. So haben wir uns den ganzen Advent über an dem kleinen Stern Sirius erfreut und an diese liebe Familie gedacht. Und auch als Thomas für drei Wochen nach Deutschland reiste und Lebkuchen mitbrachte, sorgte das für große Freude – auch wenn die winterlichen Leckereien bei 30 Grad eine kleine Herausforderung darstellten. Wir haben sie dann einfach in den Kühlschrank gepackt und geschmeckt haben sie dann trotzdem.

Weihnachten auf der Farm

Wir entschieden, die Weihnachtstage auf einer Farm zu verbringen, die uns aus der Zeit des Corona-Lockdowns 2020 vertraut war. Die herzliche Atmosphäre unserer Gastgeber und die ländliche Umgebung schenkten uns das Gefühl von Geborgenheit, das uns in der Adventszeit gefehlt hatte. Am 24. Dezember machten wir auf dem Weg zur Farm einen Halt auf einer Kirschplantage – ein großes Highlight für uns und unsere Kinder. Kirschen pflücken am Weihnachtstag? Das war ein Erlebnis, das definitiv für den fehlenden Winterzauber entschädigte.

Während wir uns an die hochsommerlichen Temperaturen gewöhnten, war es spannend zu sehen, wie die Neuseeländer Weihnachten feiern. Viele Familien treffen sich an schönen Orten, verbringen mehrere Tage miteinander und kombinieren die Weihnachtsferien mit ihrem Sommerurlaub. Die Unterkünfte sind oft lange im Voraus ausgebucht.

Am Weihnachtstag entschieden wir uns für eine kleine Wanderung, bevor wir den Rest des Tages gemütlich im Freien verbrachten. Die warmen Temperaturen luden dazu ein, den Sommerabend entspannt zu genießen. Besonders die frisch gepflückten Kirschen, die wir an diesem Tag gesammelt hatten, waren ein besonderes Highlight und boten eine wunderbare, sommerliche Ergänzung zum traditionellen Weihnachtsgebäck. Es war eine interessante Erfahrung, die uns half, den fehlenden Winterzauber durch neue, einzigartige Momente zu ersetzen.

Neuseeländische Weihnachtsbräuche - Santa, Stockings & Barbecue

Obwohl wir weit von der gewohnten Winter-Weihnacht entfernt waren, hatten auch die Neuseeländer ihre festlichen Traditionen. Die Städte waren mit Weihnachtsbäumen und Dekorationen geschmückt, und die berühmten „Santa Parades“ sorgten zumindest ein bisschen für Weihnachtsstimmung in den Straßen. Besonders interessant war der blühende Pōhutukawa-Baum, der in leuchtendem Rot erstrahlt und als neuseeländischer Weihnachtsbaum gilt.

In Neuseeland wird Weihnachten wie in vielen englischsprachigen Ländern am 25. Dezember gefeiert, also am ersten Weihnachtstag. Während der Heiligabend (24. Dezember) oft noch ruhig und ohne große Feierlichkeiten verläuft, beginnt der eigentliche Weihnachtszauber am Morgen des 25. Dezember. Die Kinder wachen früh auf, um ihre „Stockings“ zu überprüfen – kleine, oft festlich geschmückte Strümpfe, die mit Geschenken gefüllt werden. Diese hängen traditionell am Kamin oder am Bett. Santa Claus kommt in der Nacht und hinterlässt Geschenke für die Kinder, die dann am Morgen mit viel Aufregung ausgepackt werden.

Ein typischer Weihnachtstag in Neuseeland beginnt also mit dem Auspacken der Geschenke, gefolgt von einem gemütlichen Frühstück mit der Familie. Ein beliebter Brauch sind die Christmas Cracker, kleine, bunt verpackte Knallbonbons, die beim Öffnen laut knallen und oft kleine Geschenke, Papierscherzen und Witze enthalten. Anschließend bereiten viele Neuseeländer ein großes Barbecue oder ein Picknick vor, das im Freien genossen wird. Das Festmahl besteht oft aus Meeresfrüchten, Salaten und frischen Früchten, passend zu den warmen Sommertemperaturen. Familien und Freunde kommen zusammen, um den Tag entspannt an einem schönen Ort zu verbringen, oft auch am Strand oder im Garten. Weihnachten in Neuseeland ist weniger formell, dafür aber locker und gesellig, was die entspannte und sommerliche Atmosphäre des Landes widerspiegelt.

Perspektiven anderer Expats

Während unserer Zeit in Neuseeland haben wir uns viel mit deutschen Auswanderern ausgetauscht, die bereits einige Jahre dort leben. Für viele von ihnen war es anfangs schwer, sich mit Weihnachten in der Sommerhitze anzufreunden. Der Wechsel von Winter und Glühwein zu Sonne und Barbecue war ungewohnt. Einige erzählten uns, dass sie sich in deutschen Gemeinschaften zusammenschlossen, um vertraute Traditionen aufrechtzuerhalten. Besonders in Städten wie Auckland, Wellington und Christchurch gibt es alternative Weihnachtsmärkte im neuseeländischen Winter, auf denen man Bratwurst, Stollen und Punsch genießen kann. Diese Märkte halfen vielen, ein Stück Heimatgefühl zurückzugewinnen, auch wenn sie nicht zur klassischen Weihnachtszeit stattfanden.

Für andere war es die Kombination von alt und neu, die das Fest schließlich besonders machte. Viele pflegten ihre deutschen Traditionen – das gemeinsame Singen, das Backen von Plätzchen – und schufen gleichzeitig neue Rituale in der Wärme des neuseeländischen Sommers. So wurde aus der anfänglichen Sehnsucht nach den vertrauten Bräuchen mit der Zeit eine einzigartige Mischung aus altbekannten Traditionen und neuen Erfahrungen.

Die Māori und Weihnachten in Neuseeland

Neben den europäischen Traditionen hat auch die Kultur der Māori Einfluss auf das Weihnachtsfest in Neuseeland. Zwar feiern die Māori ebenfalls Weihnachten, aber sie verbinden das Fest oft mit ihrer eigenen Kultur und Spiritualität. Zum Beispiel beginnt der Tag mit einem „whānau“-Treffen, bei dem Familien zusammenkommen, um das Jahr zu reflektieren und die Verbundenheit zu feiern. Dabei wird oft auf das Matariki-Fest, das Neujahrsfest der Māori, angespielt, bei dem ähnliche Werte im Vordergrund stehen. Gesang, Tanz und traditionelle Gerichte wie Hāngi (ein im Erdofen gegartes Essen) spielen eine zentrale Rolle. Der Fokus liegt nicht auf großen materiellen Geschenken, sondern darauf, Zeit mit den Liebsten zu verbringen und die Gemeinschaft zu stärken. Es ist eine sehr herzliche und bodenständige Art, Weihnachten zu feiern – weniger kommerziell, aber reich an Bedeutung. Die Werte der Māori, besonders die Harmonie mit der Natur und das Zusammengehörigkeitsgefühl, spiegeln sich auch in ihrem Weihnachtsfest wider.

He aha te mea nui o te ao? He tāngata, he tāngata, he tāngataWas ist das Wichtigste auf der Welt? Es sind die Menschen, es sind die Menschen, es sind die Menschen

Fazit: Weihnachten einmal anders

Unser Weihnachten in Neuseeland war eine ganz neue Erfahrung – ungewohnt, aber dennoch bereichernd. Natürlich haben wir einige vertraute Traditionen vermisst und oft improvisieren müssen. Doch gerade diese Herausforderungen haben uns die Möglichkeit gegeben, das Fest auf eine entspannte Weise zu erleben. Die sommerlichen Temperaturen, das Kirschenpflücken am Heiligabend und unser Wichtel Tomte, der uns auf unseren Reisen begleitete, sorgten für schöne Momente.

Es war auch wirklich spannend zu hören, dass viele deutsche Familien sich trotz der sommerlichen Umstände ihren Weihnachtsbaum aufstellen und es sich gemütlich machen. Wir haben gelernt, dass man kreativ werden muss, um eigene Traditionen zu entwickeln. Auch wenn der klassische Winterzauber fehlte und wir durch die Ferien und die fehlende feste Unterkunft etwas limitiert waren, bleibt uns diese Weihnachtszeit in schöner Erinnerung.

Besonders hervorheben möchte ich, dass der ganze Weihnachtsstress wegfiel. Wir haben die Menschen in dieser Zeit einfach entspannt erlebt, und es war angenehm zu sehen, dass die Feiertage auch ohne den üblichen Trubel Freude bereiten können. Diese Erfahrung hat uns gezeigt, dass Weihnachten nicht nur aus Traditionen besteht, sondern auch aus den kleinen Momenten der Freude und des Beisammenseins.